1947 – 1959

Kurz zusammengefasst von einem MCN Mitglied

1947 bis 1959
Die große Zeit der Motorradrennen von 1947 bis 1957

Die Stadt Nürnberg lag noch in Trümmern. Es herrschte Wohnungsnot wegen der vielen zerstörten Häuser und der vielen Flüchtlinge, die Nürnberg aufnehmen musste. Benzin und Treibstoff gab es nur auf Bezugsschein. Vor dem Krieg lebten 430.000 Menschen in Nürnberg, Ende 1946 waren es nur rund 312.000 Einwohner.

Am 8. März 1947 wurde der Motorsport Club Nürnberg (MCN) neu gegründet. Am 17./18. Mai 1947 schaffte es der MCN, unter tatkräftiger Unterstützung durch die amerikanische Besatzungsmacht, ein Motorrad-rennen auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände abzuhalten. Die Amerikaner stellten das Benzin und verpflegten die Zuschauer. Nur so war die Durchführung der Veranstaltung überhaupt möglich. 60.000 Besucher sahen insgesamt 8 Rennen.

Im gleichen Jahr, am 7. September 1947, fand ein zweites Motorrad-rennen statt. Die Motorräder waren auf dem technischen Stand von etwa 1937. Es starteten Privatfahrer, die ihre Maschinen über den Krieg retten konnten. Die Zahl der Zuschauer stieg auf rund 100.000 an, davon standen oder saßen 60.000 direkt an der Strecke, weil die Steintribüne nur 40.000 Zuschauer fasste. Leitplanken oder Strohballen gab es noch nicht.

Von 1949 bis 1957 fanden dann jährlich, 1948 sogar zweimal, Motorradrennen statt. Zuerst waren es Vorkriegsmaschinen, später hochentwickelte Rennmaschinen, auch von Nürnberger Motorrad-herstellern. Zuerst gab es nationale Rennen, ab 1951 gab es international hochkarätig besetzte Rennen. Die Zuschauerzahl stieg bis auf 180.000 Besucher an. Jedoch durch das Wirtschaftswunder stiegen  die Deutschen vom Motorrad auf das Auto um. Die Motorradhersteller hatten dramatische Einbrüche bei den Verkaufszahlen, gingen in die Insolvenz, fusionierten oder stellten auf Autos um.

Die Werksmannschaften wurden geschlossen. Das Norisringrennen wurde nicht mehr finanziell unterstützt. Der MCN musste daher 1958 und 1959 auf die Austragung von Rennen verzichten.

1953 bis 1957
Die „Langen Nächte“ am Norisring

Am Abend vor dem Rennsonntag fanden die sogenannten „Langen Nächte“ am Norisring statt. Zwischen 10.000 und 15.000 Zuschauer besuchten jeweils die Veranstaltungen unter freiem Himmel am Zeppelinfeld. Artisten und Variete-Stars, Humoristen, Kraftmenschen, Sportler, Tänzer und Musiker sorgten für beste Unterhaltung. Es gab Rock“n Roll-Tanzwettbewerbe und Rhönrad-Vorführungen. Eine Kapelle der US-Army spielte auf. Auf der Start- und Zielgerade wurde getanzt.

Als besonderer Höhepunkt 1956 müssen die atemberaubenden Darbietungen der „Trapolo-Truppe“ auf der beiderseits zu den Tribünen-Eckpfeilern gespannten Seilen bezeichnet werden. Von Scheinwerfern angestrahlt, zeigten sie am Hochseil des schwankenden 43 hohen Mastes ihre tollkühnen und gespensterhaft wirkenden Künste, u.a. den dreifachen Salto mit dem Motorrad auf dem Seil.

Heinz Fröhlich vom MCN hatte zur Beleuchtung einige von den insgesamt 152 Flak-Scheinwerfern von Albert Speer reaktiviert. Diese strahlten bei den „Reichsparteitagen“ als „Lichtdome“ in den Nachthimmel. Diese Scheinwerfer waren aber so stark, dass die Artisten schon auf halben Weg nichts mehr gesehen haben und hinterher fast blind waren. Dramatisch wurde es 1956, als kurzfristig wegen Überlastung der Strom ausfiel, glücklicherweise ohne Folgen. Schrecksekunde, hektisches Diskutieren, und dann die Lösung: Mit ihren Feuerzeugen wiesen die Zuschauer auf der Tribüne dem Artisten den Rest des Weges.

Das Finale des Abends 1957 war grandios. Die Oscanis, eine Seiltänzertruppe, nahmen den Zuschauern förmlich den Atem. Ein über 100 Meter langes Schrägseil, vom Rennstreckenrand auf einen Turm gespannt, war die Bühne des 17jährigen Eugen Oscani. Mit verbundenen Augen ging er – ohne Netz und ohne Sicherung – auf dem Seil hinauf und wieder hinunter. Weiterer Höhepunkt war ein halbstündiges Feuerwerk. Allein dieses Feuerwerk kostete im Jahr 1956 dem MCN rund 7.000 DM, den Gegenwert von zwei VW Käfern. Zu Ende war die lange Nacht erst, als die ersten Motorräder am Sonntag früh auf die Strecke gingen.