Eine Strecke

mit Tradition und Zukunft

Als am 18. Mai 1947 erstmals nach dem Kriege Motorräder rund um die Steintribüne ihre Runden drehten, wagten die Organisatoren um Hans Richter sicherlich, daß diese Veranstaltung im Lauf der Jahrzehnte zu einem der absoluten Topereignisse im deutschen Motorsport avancieren würde.

Und auch die 60 000 Besucher, die der premiere beiwohnten. Die vergangenen 50 Jahre lassen sich dabei in zwei Epochen untergliedern: Zwischen der Premiere und 1976 standen die Motorräder im Mittelpunkt, danach bis heute hochkarätige Rennfahrzeuge mit vier Rädern. Wobei man nicht umhin kann, die Vierrad-Zeit noch einmal zu unterteilen.

Zwischen 1970 und 1987 gaben die Sportwagenprototypen den Ton an, ehe sie von den Tourenwagen abgelöst wurden. Im Laufe der fünf Jahrzehnte wurde der Kurs dabei fünfmal geändert, von zwei Kilometer zu Beginn über vier Kilometer bis zu 2,3 Kilometer, mithin jener Strecke, die auch heute noch befahren wird.

Wenn heute vereinfachend von den Norisring-Rennen gesprochen wird, dann war dies das Ergebnis eines Preisausschreibens im Jahre 1950, das nur ein Ziel hatte, nämlich der Strecke in Nürnberg einen Namen zu geben. Heraus kam dabei der „Norisring”, wobei der Sieger als ersten Preis übrigens ein Leichtmotorrad mit nach Hause nehmen durfte.
Daß die Motorräder den ersten Teil der Geschichte schrieben, war fast logisch, denn schließlich waren in Nürnberg damals mit Ardie, Hecker, Mars, Triumph, Victoria und Zündapp nicht weniger als sechs Motorrad-Hersteller zuhause. Zwangsläufig gab es 1957 dann auch den ersten Bruch, als es mit der Motorrad-Industrie rapide bergab ging.

Diese zehn Jahre hatten es jedoch in sich, was vor allem für die Zweirad-Asse galt, die auf dem Stadtkurs ihre Runden drehten. So trug sich beispielsweise beim zweiten Durchgang am 7. September 1947 ein gewisser Georg „Schorsch” Meier auf seiner BMW in die Siegerliste ein, der den Straßenrennsport in Deutschland in den nächsten Jahren seine Runden und nicht vergessen sind die Lokalmatadore Böhm/Fuchs, die unter anderem beim Meisterschafts-Endlauf 1949 bei den Seitenwagen bis 600 ccm ganz oben auf dem Siegertreppchen standen.
Viermal fanden auf dem Norisring Endläufe zu deutschen Meisterschaften statt und ab 1952 avancierten die Rennen rund um die Steintribüne zu internationalen Veranstaltungen. Was zur Folge hatte, daß ausländische Zweirad-Asse wie der Südafrikaner Amm, der Italiener Enrico Lorenzetti und Ernst Degner aus der damaligen DDR den einheimischen Piloten das Siegen schwermachten.

Im „Rahmenprogramm”, das bei den „200 Meilen” immer spannenden Sport bot, drehten allerdings bereits 1948 erstmals Sportwagen ihre Runden, wobei Petermax Müller, Heinz Mölders und Toni Ulmen als Sieger geehrt wurden.
Eigentlich hatten MCN und Motorsportler 1957 allen Grund zum Feiern, denn schließlich waren seit der Premiere zehn Jahre vergangen. Doch es hingen düstere Wolken über der Veranstaltung, was mit dem Niedergang der Motorrad-Industrie zusammenhing. Die Folge: 1958 und 1959 schwiegen die Rennmotoren.