Nette Stars und glänzende Pokale zum Anfassen

So nahe kommt man als Besucher den Fahrern, Stars und Rennexperten nur am Norisring: Daniel darf bei seinem ersten Besuch gleich den früheren Publikumsliebling und heutigen Fernsehkommentator Manuel Reuter alles über Autos und Rennen fragen. 

So viele tolle Autos, chromblitzend und PS-stark – und noch so lange warten bis zum Mofa-Führerschein. Zum ersten Mal ist Daniel beim Speedwochenende auf dem Norisring, zum 14. Geburtstag hat er ein Ticket bekommen. Jetzt schlendert er möglichst lässig an den Karossen vorbei, schaut ins Cockpit und nickt wissend zu den Werbesprüchen der Hersteller.

Doch wirklich spannend wird es erst, als er zur inneren Absperrung der Rennstrecke kommt. Drinnen jaulen die Formel-3-Autos gequält auf. Einmal hautnah dabei sein, das wär’s jetzt. Ein freundlicher Ordner erkennt das Problem. Mit verschwörerischer Miene nimmt Jens Reuter Daniel zur Seite und schärft ihm ein, sich genau an die Sicherheitsregeln zu halten und ihm nicht von der Seite zu weichen. Dann gehen die beiden in Richtung Boxengasse.

Jens Reuter kommt seit vielen Jahren als Ordner an den Norisring, als einer von 1500 Freiwilligen, ohne die das Rennen nicht laufen würde. Er kann sich genau erinnern, wie es war, als kleiner Junge von den schnellen Autos zu träumen. Strahlend hört Daniel ihm zu, während Jens erklärt, warum die Autos gewogen werden. „Damit keiner betrügt und Gewichte reinpackt, die er dann beim Rennen rausnimmt und damit schneller wird.“

Und die Fahrer können den Motor nach dem Wiegen nicht wieder selber starten. Daniel sieht, wie dazu ein langes Kabel am Heck eingestöpselt wird. „Das machen die Teams aus Sicherheitsgründen. Die Fahrer können den Motor nur selber ausmachen.“ Giftig kreischen die Porsche auf, die jetzt den Rennkurs zum Training übernommen haben.

Gegenüber, bei der Streckensicherheit, steht Peter Sichling. Er hat eine ganze Auswahl verschiedener Fahnen. Am Freitagabend braucht er sie alle, denn dann testet die Rennleitung, ob alle auf dem Posten sind. „Die sitzen dann im Safety-Car und simulieren eine Situation, vielleicht eine Zeitstrafe oder einen Unfall, und unser Team muss alles richtig machen“, erklärt er seinem neuen Fan. Daniel hängt an den Lippen des Mannes, der seit seinem neunten Lebensjahr am Norisring steht, inzwischen in der vierten Familiengeneration.

Hansi Hinterseer, Ex-Skirennläufer und Volksmusikant, wollte unbedingt einmal die Faszination Norisring selbst erleben.

Auf den Monitoren der Rennteams kann man dem Safety-Car folgen, ein kleiner schwarzer Punkt, der die Kurven entlangkriecht. „Das Safety-Car ist so schnell wie ein Rennwagen“, erzählt Jens Reuter über den so unscheinbar wirkenden Audi. „Der sieht nur von außen aus wie ein normales Auto…“

Auf einem kleinen Roller kommt ein Mann im weißen feuerfesten Anzug in die Gasse gefahren. Manuel Reuter, langjähriger Fahrer in der DTM und zweimaliger Gewinner von Le Mans. „Der ist so was wie der Beckenbauer der DTM“, meint Daniel fachmännisch. Und will von ihm wissen, was denn am Autofahren so anstrengend ist, nachdem er etliche Fahrer schwitzend aus ihren Autos steigen sah. „Im Cockpit haben wir um die 60 Grad Hitze“, erklärt der Rennfahrer. „Und ich muss mich mit meiner ganzen Kraft auf die Bremse stemmen, dazu ist das Renngetriebe viel härter als in einem normalen Auto.“

Er nimmt sich Zeit für den jungen Fan, beantwortet Fragen und kommt mit auf ein Foto. Daniel strahlt: „Voll cool, ich hätte nicht gedacht, dass solche Stars so nett sind!“ Peter Sichling nickt wissend. Das ist der Norisring, hier gibt es noch die Chance, ganz nah dran zu sein, den Duft von schmorenden Kupplungen, Gummi, Öl und Benzin zu schnuppern. „Das macht uns doch aus, diese familiäre Stimmung – und wir verstehen die Fans, die alles genau sehen wollen.“

Das treibt auch jedes Jahr etliche Prominente zum Rennen. Ex-Skifahrer Hansi Hinterseer will unbedingt einmal im Leben diesen sagenumwobenen Kurs sehen. Er ist zum ersten Mal da und gleich fasziniert. „Beim Skifahren ging es immer um Geschwindigkeit, hier ja auch. Aber das Fahren überlass’ ich lieber denen, die es können.“
Am Start freute sich Sponsor Thomas Sabo noch, später fuhr der schwarze Renner in die Mauer und fiel aus.

Immerhin schon mal im Renntaxi saß Thomas Sabo. „Das war ein emotionales Gefühl, das will ich unbedingt wieder machen!“ Mit knapp 500 PS sind die Tourenwagen unterwegs, innen wie ein Labor ausgestattet und von Kameras überwacht.

„Wow!“, meint Daniel voller Ehrfurcht, als er auch noch einen heimlichen Blick auf die glänzenden Pokale werfen darf, die sauber aufgereiht in einem Kämmerchen neben dem Siegerpodest eingesperrt sind. Davon träumen alle großen Fahrer – zumindest diesen Anblick hat ihnen ihr junger Fan schon mal voraus.

Sabine Göb, Nürnberger Zeitung