In inniger Abneigung eng verbunden

Kommt gern nach Nürnberg, aber nicht wegen des Fahrens: Martin Tomczyk.

Martin Tomczyk ist im Deutschen Tourenwagen Masters nach seinen zwei Siegen im österreichischen Spielberg und auf dem Lausitzring der Mann der Stunde. Er kam zum zweiten Mal nach 2007 als Spitzenreiter zum Norisring.

Er kam als Klassenprimus, er galt nach den Erfolgen in Spielberg und der Lausitz als gewitzter Gebrauchtwagenfahrer, doch der DTM-Lauf auf dem 2,3 Kilometer langen Stadtkurs in Nürnberg, für viele der Saisonhöhepunkt des Jahres, zählt keineswegs zu den Lieblingsstrecken von Martin Tomczyk. „Ich liege mit der Strecke im Clinch. Es macht mir Spaß hierherzukommen, aber nicht, hier zu fahren“, sagt der gebürtige Rosenheimer. Das bestätigte sich in der Qualifikation, die er auf Platz zehn beendete, doch im Regenrennen schob er sich auf Rang drei vor, bekam noch sechs Punkte. Die Tabellenführung verlor er zwar wieder an Bruno Spengler, aber der Vorsprung des Kanadiers beträgt nur drei Punkte.

Furiose Aufholjagd: Martin Tomczyk startete nur von Platz zehn ins Rennen, schob sich aber bis zum Abbruch auf den dritten Rang vor und ergatterte so für Audi wenigstens das untere Treppchen auf dem Siegerpodest.

Gute Freunde werden sie wohl trotzdem nicht mehr, der Norisring und Tomczyk. Die DTM-Autos seien nicht für solche Kurse gemacht worden, „du musst hier einfach Glück haben, dass du die Bodenwelle genau so triffst, dass es auch gutgeht“, schildert er die Problematik. Der Audi zeigt seine Stärken auf Strecken mit flüssigen Kurven, wie etwa dem Lausitzring, wo Tomczyk vor zwei Wochen überraschend die Siegesserie von Mercedes nach fünf Jahren unterbrach. Um in Nürnberg mit den Bodenwellen und den unterschiedlichen Straßenbelägen zurechtzukommen, habe er „die weichste Fahrwerksabstimmung der gesamten Saison und zudem eine größere Bodenfreiheit gewählt“.

Der dritte Platz in Nürnberg dürfte ihm trotzdem zusätzliche Genugtuung verschaffen, denn wieder war er schneller unterwegs als seine Markenkollegen Timo Scheider (4.) und Mattias Ekström (7.) In Rennautos der aktuellen Baureihe. Tomczyk wurde nach einem verkorksten Jahr zurückgestuft und ist heuer in einem Auto aus dem Jahr 2008 des Phönix-Teams in Meuspath unterwegs. „Das hat mich schon geärgert“, gibt er zu.

Aufs richtige Paket kommt es an

Dass nach seiner Erfolgsserie viele vermeintliche Fachleute schlussfolgerten, dass die Autos der älteren Jahrgänge den aktuellen kaum unterlegen sind, entlockt Tomczyk, der mit seiner Verlobten Christina Surer in der Schweiz lebt, ein zynisches Lächeln: „Dann sollen sie mal schauen, wo der nächste Vorjahreswagen in der Gesamtwertung steht.“ Der ist mit seinem Audi-Markenkollegen Eduardo Mortara auf Rang zehn zu finden. „Es kommt auf das richtige Paket an“, sagt Tomczyk süffisant — also auch auf den Fahrer.

Wie der Norisring gilt auch der Nürburgring, der als nächster DTM-Lauf auf dem Programm steht, nicht unbedingt als Audi-affin. Doch danach kommen Strecken, auf denen Tomczyk mit seinem A4 von 2008 vielleicht wieder an die Erfolge anknüpften — und vielleicht sogar doch noch um den Titel mitfahren kann.

Rainer Weichenrieder, Nürnberger Nachrichten