Regenradar statt 30 Grad

Bild mit Seltenheitswert am Norisring: Rote Karte für den Regen.

Die ARD-Kollegen zeigten den Zuschauern daheim das, was jeder auf der Tribüne ohnehin spürte. Es regnete. Mal mehr, mal weniger, da half auch der Regenradar nichts, der ohnehin nur den nächsten Wolkenschub ankündigte. Regenschirme hatten in den vergangenen Jahren am Norisring nur eine Funktion: Schatten zu spenden. Über oder unter 30 Grad, das war meistens die Frage, mochte auch am Samstag das ein oder andere Gewitter über das Gelände fegen. Am Sonntag schmolz mit schöner Regelmäßigkeit der Asphalt, Fahrer und Zuschauer bemitleideten sich schwitzend gegenseitig und wussten nicht, wer am Ende mehr sportliches Durchhaltevermögen gezeigt hatte.

Gestern jedoch ging das goldene Lenkrad an die Fans, die mit und ohne Regenschirm stoisch auf den Tribünen ausharrten. Schnell machte der Begriff „Regenschlacht“ die Runde, Bruno Spengler durfte sich als Regen-König feiern lassen, und dass mit Gary Paffett ein Brite als einziger Fahrer nach zu heftiger Bekanntschaft mit der Betonmauer vorzeitig ausschied, entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Nur Martin Tomczyk haderte ein wenig mit der Entscheidung der Rennleitung, vorzeitig die rote Flagge zu schwenken. „Das Rennen hätte von mir aus noch etwas länger dauern dürfen, dann hätte ich die Spitze angreifen können“, sagte der drittplatzierte Audi-Pilot.

Der Regenkönig von Nürnberg: Bruno Spengler kam am besten mit dem Wetter zurecht.

Doch je chaotischer die Verhältnisse auf dem städtischen Seenlandkurs waren, desto wirrer wurde der Funkverkehr, irgendwann kapitulierten auch die letzten Stimmen an der Box und flehten um simple Klopfzeichen, ob ein Reifenwechsel erwünscht ist. Der Regenradar schaufelte immer neue Wolken gen Franken, auf den Tribünen dürften manche die Aufschrift „wasserfest“ wütend von ihren triefenden Jacken abgeknibbelt haben. Mittags hatte schon Laith Al-Deen auf der Bühne vergeblich versucht, gegen das Wetter anzusingen. „Traurig“ heißt einer seiner Songs. Aber es waren nur Regentropfen.

Ulrike Assmann, Nürnberger Nachrichten