Neuanfang auf vier Rädern

Doch der MCN fand sich zum Glück mit dem programmierten Aus nicht ab und wagte 1960 einen Neuanfang. Daß man dabei auf vier statt auf zwei Räder setzte, war mehr als nur ein vager Hinweis auf die weitere Entwicklung der „200 Meilen”.

Bilder ab 47 – Foto Archiv MCN / Verlag Nürnberger Presse

Zwar kehrten die Zweiräder auf den Norisring zurück, gab es fortan mit Unterbrechungen in den folgenden 15 Jahren gemischte Rennen, doch 1976 kam für die Zweiräder das endgültige Aus. Dabei gab sich noch einmal die gesamte Elite die Ehre, sorgten Piloten wie die mehrmaligen Weltmeister Giancomo Agostini aus Italien, der Brite Phil Read, Patrick Fernandez aus Frankreich oder ein weiterer Brite, Pat Hennen, für eine würdige Abschiedsvorstellung.

Zu diesem Zeitpunkt hatten allerdings längst die Sportwagen-Prototypen – zweisitzige Rennwagen und GT-Fahrzeuge – letztere kämpften auf dem Norisring auch um EM-Punkte – ihren Siegeszug angetreten. Und mit ihnen Fahrer wie Herbert Linge, Gerhard Mitter, David Piper, Jo Siffert, Brian Redman oder Vic Elford, um nur einige zu nennen.

Höllisch schnell wurde es, als die kurz zuvor unter anderem vom damaligen und heutigen Rennleiter Gernot Leistner gegründete Interserie 1971 ihre Premiere in der Noris gab. Namen wie Leo Kinnunen, Willi Kauhsen, Helmut Kelleners, Joakim Bonnier, Henri Pescarolo, Tom Pryce und Reinhold Jöst sind dabei ebenso unvergessen, wie ihre bärenstarken, über 1000 PS starken Renner vom Schlage eines Porsche 917, McLaren M8E-Chevrolet und Lola T222-Chevorlet. Kein Wunder, daß der Brite Peter Gethin 1971 in einem McLaren mit 192,2 km/h die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer Runde überhaupt erreichte, wobei die Distanz seinerzeit 3,94 km betrug.
Nachfolger der Interserie wurde die Deutsche Rennsportwagen-Meisterschaft, die alljährlich in zwei Divisionen (bis 2000 und über 2000 ccm) die Zuschauer nicht minder begeisterte.

Was vor allem für die „wilden” BMW-Junioren Manfred Winkelhock, Eddie Cheever und Marc Surer galt. Aber in dieser Serie kurbelten mit Klaus Ludwig und Hans-Joachim „Striezel” Stuck auch bereits Fahrer am Lenkrad eines Ford Escort RS bzw. BMW M1 Turbo, die heute noch aktiv sind.

Weil es so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz der Serie gibt, daß Automobilsport-Meisterschaften maximal zehn Jahren überleben, kam für die herkömmliche Rennsportmeisterschaft Anfang der 80er-Jahre ebenfalls das Aus.
Wobei das vielleicht nicht ganz richtig ausgedrückt ist, denn eigentlich führte sie in eine neue Ära, denn ab 1983 wurde die Rennsport-Meisterschaft mit Sportwagen-Protoypen der Gruppe antraten.

Nicht von ungefähr schwärmten die Fans vom „Monaco der Sportwagen”, die stets vor über 100 000 Fans die Sieger der Norisring-Trophäe und der zwischenzeitlich folgerichtig in Sportwagenmeisterschaft unbenannten Rennsportmeisterschaft ausfuhren. In die Siegerlisten trugen sich dabei unter anderem die 1985 binnen weniger Wochen tödlich verunglückten Stefan Bellof und Manfred Winkelhock, der Belgier Thierry Boutsen, Klaus Ludwig, der heutige Formel-1-Berichterstatter Jochen Mass oder der Straßburger Bob Wollek ein, der in diesem Jahr für das Team von Horst Schübel in Schwarzenbruck in der neuen FIA-GT-Meisterschaft am Steuer des Porsche 911 GT1 sitzen wird. Versteht sich übrigens fast von selbst, daß sie alle das „Überauto der Gruppe C”, den Porsche 956/962 fuhren.

Angesichts der Popularität der prototypen war es nur logisch, daß auf dem seit 1972 auf 2,3 Kilometer langen Stadtkurs Ende der 80er Jahre zwei Weltmeisterschaftsläufe stattfanden: 1986 war der dreimalige Le-Mans-Gewinner beim populärsten Sportwagen-Rennen neben dem Langstreckenklassiker an der Sarthe in Frankreich, Klaus Ludwig, im Porsche 956 umjubelter Sieger des über 79 Runden (=181,7 Kilometer) führenden WM-Laufes. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Eddie Cheever und Derek Warwick im Jaguar XJR-6.