Audi will den DTM-Titel zurückholen
Audi zog Bilanz des motorsportlichen Jahres 2010. Ein Fazit mit Höhen und Tiefen: Dem dreifachen Sieg beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen in Le Mans stand eine verkorkste Saison im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM)gegenüber, wo Titelverteidiger Timo Scheider als Vierter bester Fahrer der Marke mit den vier Ringen war. Gleichzeitig wagten die Ingolstädter einen Ausblick auf 2011.
Es war kein einfaches Jahr, räumte Audi Motorsportchef Wolfgang Ullrich im neuen Sportpark, angegliedert an das Stadion des Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt, ein. Das habe bezüglich der DTM viele Gründe. Man könne auch nicht immer Erster sein, „aber wir haben uns immer bemüht siegfähig zu sein. Das sei auch heuer der Fall gewesen, „aber in vielen Rennen ist alles schief gegangen, was schief gehen kann“. Und Ullrich erinnerte an den Saisonhöhepunkt in Nürnberg, wo der zweimalige DTM-Champion Mattias Ekström nur hauchdünn den Sieg verpasste, weil er das Rennen von Startplatz fünf aufnehmen musste. Heraus kamen in diesem Jahr, auch wegen jeder Menge eigener Patzer, nur zwei Laufsiege im Gegensatz zu acht Erfolgen des Konkurrenten Mercedes.
Audi plagte zunächst auch eine Reifenproblem, 2011 gibt es mit Hankook als Nachfolger von Dunlop einen neuen Lieferanten des kostbaren schwarzen Gummis. Ob es dann reicht für die Marke mit den vier Ringen im Übergangsjahr 2011 — 2012 kommt ein neues Reglement zu Tragen – wird sich zeigen.
Im nächsten Jahr, wenn die DTM mit ihren Partnerserien vom 1. bis 3. Juli auch wieder auf dem Nürnberger Norisring gastiert, soll jedenfalls alles besser werden, will man den Titel zurückholen Darin waren sich Ullrich, der entthronte Ex-Meister Timo Scheider und sein Teamchef Hans-Jürgen Abt einig. „Wir wollen mit dem Schwung in die neue Runde hineingehen, mit dem wir die alte beendet haben“, kündigte Ullrich an.
Mitleid mit den Franzosen
Höhepunkt war für die Ingolstädter freilich 2010 der dreifache Erfolg beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans, wo sie mit dem Trio Mike Rockenfeller, Timo Bernhard und Roman Dumas an der Spitze überraschend den neunten Erfolg beim zwölften Start verbuchte. Das war vor allem der Zuverlässigkeit der R15 TDI-Sportwagen-Prototypen geschuldet — und dem Ausfall aller vier Peugeot, die den drei Audi in Anfangsphase davon fuhren, ehe sie einer nach dem anderen wegen technischer Defekte ausfielen. Da taten die Franzosen sogar den Siegern leid. „Es war alles andere als einfach“, gestand Audis Technikvorstand Michael Dick dennoch, der an der Sarthe vor Ort mitfieberte.
Dass man nicht das schnellste Auto hatte, wurmt die Ingolstädter jedoch. Deshalb haben sie sich für die nächste Ausgabe des Langstreckenrennen-Klassikers vorgenommen, „nicht nur das zuverlässigste, sondern auch das schnellste Auto zu stellen“, so Dick. Und Ullrich ergänzte: „Er schaut zumindest gut aus, so dass wir dann vielleicht auch noch gewinnen können“.
Hybrid soll kommen
Der Neue, den die Ingolstädter auf der Bühne im Sportpark zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierten, hört auf den Namen R18. Und es ist zum ersten Mal ein Sportwagen mit einem Dach. „Ich ziehe eigentlich offene Autos vor, aber das Reglement zwingt uns dazu, ebenfalls ein geschlossenes Fahrzeug einzusetzen.“ Der Neue wird wieder von einem Diesel-Motor angetrieben, allerdings nicht mehr von einem bärenstarken 5,5 Liter großen Zehnzylinder, sondern „nur noch“ von einem 3,7 Liter-Sechszylinder – auch dieses Abrüsten fordert das Reglement. Angedacht hat man, so Michael Dick auch eine Hybridtechnik, allerdings werde dieser „große Schritt“ wohl erst in zwei Jahren erfolgen.
Die Fahrer des R18 stehen noch nicht fest, aber gesetzt sind, so Ullrich, der achtmalige Le-Mans-Sieger Tom Kristensen, der Brite Allan McNish und Timo Bernhard, der im Vorjahr an der Sarthe zum erste Mal triumhpierte.
Die Ingolstädter werden 2011 nicht jedoch nicht nur in Le Mans um den Sieg streiten, sondern sie werden auch erneut im Interkontinental-Cup Le Mans antreten und in dieser Serie wird der R18 Anfang Mai in Spa auch seine erste Bwährungsprobe ablegen.
Audis drittes Standbein ist weiter der Kundensport, der für die Ingolstädter zudem ein sehr lukratives Geschäft darstellte. Bisher lag das Hauptaugenmerk auf Europa, doch künftig will man auch den asiatischen Markt bedienen. Zusätzlich wird man potenten Kunden eine Langstrecken-Version des Straßen-Sportwagens TT als RS- und GT4-Variante anbieten.
Nürnberger Nachrichten