Stern strahlt im Regen

Auch beim Regenrennen bleibt es bei der gewohnten Hierarchie, Die Mercedes-Piloten Bruno Spengler und Jamie Green fahren vornweg, Martin Tomczyk rutscht im Audi noch aufs Podest.

Der Norisring bleibt eine Domäne von Mercedes. Einfluss darauf hatte auch der strömende Regen nicht, der den fünften Lauf zur Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) zu einem Vabanquespiel machte. In die Nürnberger Siegerliste trug sich dabei zum dritten Mal Bruno Spengler ein.

Regen, immer wieder Regen, und ausgerechnet beim DTM-Lauf schüttete es so heftig wie noch nie in Zeiten der populären Tourenwagen-Serie — aber Mercedes erreichte „alle Neune“, wie es sich der Motorsportchef der Schwaben, Norbert Haug, gewünscht hatte. Audi blieb auch beim zwölften Einsatz des A4 in der Noris sieglos und muss im nächsten Jahr mit dem neuen A5 Coupé und dem neuen Reglement einen neuen Anlauf auf einen Sieg beim Heimspiel nehmen.

Nach 62 der ursprünglich geplanten 82 Runden à 2,3 Kilometer war für die Fahrer vernünftigerweise Schluss, als erneut ein heftiger Regenguss niederging und die Sicht im Cockpit mehr als grenzwertig war. Mit den äußerst schwierigen Bedingungen kam Bruno Spengler am besten zurecht. Der 27 Jahre alte Kanadier feierte in Nürnberg Sieg Nummer drei und den sechsten Podestplatz hintereinander. Auf Rang zwei komplettierte Teamkollege und Vorjahressieger Jamie Green den Doppelerfolg von Mercedes.

Neuer Spitzenreiter
Auf den Plätzen drei und vier sorgten aus Audi-Sicht allen Unkenrufen zum Trotz Martin Tomczyk und Ex-Meister Timo Scheider für Schadensbegrenzung. Mike Rockenfeller beendete bei seiner Rückkehr nach dem schweren Unfall in Le Mans das Rennen auf Rang 15. Weil das Starterfeld 75 Prozent der Distanz von 82 Runden (= 188,600 Kilometer) zurückgelegt hatte, bekamen die Fahrer die volle Punktzahl. Nicht ganz unerwartet verlässt damit Spengler (39 Punkte) als neuer DTM-Spitzenreiter den Norisring — doch Tomczyk (36) bleibt dank seiner bisher besten Platzierung auf dem von ihm so wenig geliebten Stadtkurs auf Tuchfühlung.

Die Erleichterung über den Abbruch war den 18 Fahrerinnen und Fahrern deutlich anzumerken. Sie alle boten famose Leistungen, 17 von 18 kamen ins Ziel. Einzig Mercedes- Pilot Gary Paffett schied nach einem heftigen Mauer-Einschlag ausgangs des Schöller-S aus. „Ich konnte nicht mehr lenken“, fasste der Brite das Malheur zusammen, ein Defekt an seinem Auto sorgte kurz für einen heiklen Moment; Paffett blieb jedoch unverletzt.

Auch die Motorsportchefs Wolfgang Ullrich und Norbert Haug begrüßten, dass die Rennleitung den Lauf vorzeitig abgewunken hatte. „Sie hat absolut richtig entschieden“, lobte Ullrich. „Es herrschte überall Aquaplaning“, sagte Martin Tomczyk stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen.

Dank an die Zuschauer
Bruno Spengler dachte zudem an die Zuschauer; am gesamten Wochenende kamen 124000 Besucher an die Rennstrecke, der ständige Regen am Sonntag dürfte ein Hauptgrund für das Minus von 8000 im Vergleich zum Vorjahr sein. „Ihnen gilt mein Dank, weil Sie angesichts der äußerst unwirtlichen Bedingungen bis zum Ende ausgeharrt haben“, sagte der Sieger. Für ihn selbst sei es das schwierigste Rennen gewesen, das er je bestritten habe, „aber es war ein großes Ergebnis für uns.“

Gleiches nahm Tomczyk als bester Audi-Pilot für sich in Anspruch, schließlich habe ihm der Regen, „den ich mir gewünscht habe“, in die Hände gespielt. „Es war einfach wunderbar, mit dem Auto zu fahren, es hat Spaß gemacht“, versicherte der Rosenheimer, der nach der Qualifikation und Rang zehn noch etwas verschnupft gewirkt hatte.

Der Rennverlauf ist schnell geschildert. Das Feld startete angesichts der vielen Wasserlachen auf der Strecke zunächst hinter dem Safety-Fahrzeug in den fünften DTM-Lauf. Nach sechs Runden war dann freie Fahrt. Der Trainings-Schnellste Spengler fuhr vorneweg, gefolgt von Green, Mattias Ekström (Audi) und Ralf Schumacher (Mercedes). Nach den beiden vorgeschriebenen Boxenstopps manifestierte sich die Reihenfolge, Spengler und Green blieben an der Spitze. Allein Ekström und Schumacher — der wie der fünftplatzierte Audi-Fahrer Edoardo Mortara in letzter Sekunde die Box zum zweiten Stopp ansteuerte, ehe das Safety Car die Regie übernahm — verloren den Anschluss. Nach 62 Durchgängen war dann aber endgültig Schluss.

Rainer Weichenrieder, Nürnberger Nachrichten